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 Fasching beim SVO

Sportler bieten tierische Späße

Beim Faschingsprogramm des Sportvereins 1861 Ortmannsdorf drehte sich am Sonnabend in der Neuschönburger Turnhalle alles um den Zirkus.

Mülsen. Zirkus gibt es überall. In der Firma, in der Politik, daheim - und bei der Faschingsveranstaltung des SV 1861 Ortmannsdorf. Unter dem Motto "Manege frei - So ein Zirkus beim SVO" gaben die Ortmannsdorfer Narren dem Affen am Samstagabend ordentlich Zucker und so manchem ihrer Zeitgenossen sprichwörtlich ein paar hinter die Löffel. Das alles frisch von der Leber weg, unverblümt und dennoch mit einer Spur liebenswürdigen Spotts.

Lediglich Bürgermeister Hendric Freund (parteilos) wurde deutlich härter rangenommen und unmissverständlich an seine Wahlversprechen erinnert. "Bei der Wahl hat er nichts versäumt - heute hier bei uns schon. Vor der Wahl wurde über unsere Dorfstraße noch gesprochen, mit Postwurfsendungen hat man uns bestochen. Die Wahl ist lange schon vorbei. Jetzt ist Schluss mit der Straßenplanerei", stichelten die Ortmannsdorfer Narren. Manches wurde in Reime gefasst, anderes mit wenigen Worten auf den Punkt gebracht.

Aktuell griffen die Faschingssportler dabei auch den Automatenbetrug bei Volkswagen Sachsen auf. Zwei Sätze eines Gespräches zwischen zwei Grundschülern genügten in diesem Fall vollauf, um den Saal zu einem bitterbösen Lachen zu bringen: "Mein Vater ist Automatenaufsteller bei Volkswagen" - "Mein Vater war Mitarbeiter bei VW". Ausgiebig Grund, die Lachmuskel zu strapazieren, boten die Karnevalisten ihren Gästen auch an anderen Stellen des gut zweistündigen Programms. So präsentierte sich das Männerballett mit einem Schweinetanz, in deftig-witzigen Redebeiträgen wurde die Höhe der Gürtellinie neu definiert, um dem Publikum mit kleinen aber eindeutigen Anzüglichkeiten spontane Schenkelklopfer abzuverlangen.

Zwei Teile des Abends verdienen besondere Erwähnung. Zum einen der kleine Film, mit dem zu Beginn des Faschingsprogramms die ortsansässige Prominenz zum Thema Zirkus befragt und auch ein wenig augenzwinkernd durch den Kakao gezogen wurde. Auf der anderen Seite das Abschlussfeuerwerk diverser Bühnenstars, karikiert von den Ortmannsdorfer Narren. Ganz gleich ob Queen mit einer tollen Darstellung des Freddie Mercury oder Andrea-Berg-Persiflage - das Publikum im Saal tobte und ging voll mit.

Resümee von Besucher Peter Heinrich aus Zwickau: "Ich war zusammen mit Freunden das erste Mal hier und bin begeistert. Klasse fand ich, dass auf lockere Stimmung gesetzt wurde und es nicht so ein Nachäffen des rheinischen Karnevals gab."

Andreas Günther, innerhalb des Sportvereines verantwortlich für den Faschingsclub, dürften bei so viel Lob die Ohren geklungen haben. "Auf Büttenreden wird man bei uns vergeblich warten. Wir teilen auf andere Art und Weise unsere Spitzen aus, setzen insgesamt mehr auf kabarettistisch angehauchte Einlagen. Das kommt bei den Leuten gut an", sagte er.

 

Flotte Sprüche: Auch der Bürgermeister kriegt sein Fett weg

"Mauritius-Bier ist der gelungene Versuch, Wasser zu verdünnen."

"Dieses Jahr gibt es im Fußball einen Hammer-Transfer. Uli Hoeneß wechselt für sechs Millionen mit einem Zweijahresvertrag in die JVA München."

"Bei einem Fußballspiel unserer Ortmannsdorfer Kicker sagte mir der Vereinspräsident: Das ist keine Zeitlupe, die laufen wirklich so langsam."

"Ist hier einer von der FDP? Ah, da ist jemand - also ein Prozent. Dann steh' mal auf, du hast hier keinen Sitz."

"Es heißt Wahlversprechen, weil der, der etwas verspricht, entscheiden kann, ob er sich dran hält. Ich denke da nur an unsere Dorfstraße."

"Mein lieber Herr Freund, lass dir sagen, die Stund' hat fünf vor zwölf geschlagen. Denn eines sollst du auch noch wissen: die Ortmannsdorfer fühlen sich von dir besch..."

"Mein Vater ist Nackttänzer in einer Zwickauer Schwulenbar. Das stimmt zwar nicht, aber zuzugeben, dass er beim FSV Zwickau Fußball spielt, ist mir zu peinlich." (awo)

erschienen in der Freien Presse am 27.01.2014


Artikel vom 04.03.2014

 

Narrenhochburg Ortmannsdorf

In der fünften Jahreszeit war ganz schön was los im Landkreis. Im oberen Mülsengrund wurde sogar nach den olympischen Ringen gegriffen, gab es eine Hühnerdisco, ausgetauschte Ortsschilder und jede Menge Zirkus.

 

Ortmannsdorf. Die Ortmannsdorfer sind ein lustiges Völkchen. Das sieht man schon daran, dass dort der Faschingsclub zum SV 1861 (SVO) gehört. Karneval ist quasi wie Fuß- und Volleyball oder Tischtennis eine sportliche Disziplin.

Da ist es nicht verwunderlich, dass die fünfte Jahreszeit gleich mit einer Nachricht aus dem Mülsener Ortsteil begann, die Sportfreunde weltweit aufhorchen ließ. Nach dem Nein der Münchener zu den Olympischen Winterspielen 2022 und der brüsken Ablehnung, die Altenberg für seine Liebäugelei mit dem Großereignis entgegenschlug, warf der SV 1861 Ortmannsdorf im November seinen Hut in den Ring. Auf der SVO-Facebook-Seite wurde informiert, dass man dort über eine Kandidatur nachdenkt.

Schließlich gibt es im Dorf alles, was für ein Sportereignis dieser Größenordnung gebraucht wird. Im Ortsteil Marienau könnten die alpinen Disziplinen ausgerichtet werden, auf dem Neuschönburger "Bodteich" die Eishockey- und auf dem Hausteich gleich nebenan die Eiskunstlauf-Wettbewerbe. Auch eine Buckelpiste gibt es mit der Neuschönburger Straße schon. Für die Bobbahn wären "de Läng' nei" auf der Langen Wand in Ortmannsdorf und der alte Niclaser Bahndamm infrage gekommen. Na, das letzte Wort ist da, wie gesagt, noch nicht gesprochen.

Hinter den Kulissen wird im Dorf schon fleißig daran gearbeitet, den Karneval zur olympischen Disziplin zu erheben. Die Ortmannsdorfer rechnen sich gute Chancen aus, dass das bis 2022 klappt. In ihrer Turnhalle im Neuschönburger Sport- und Freizeitzentrum haben sie schon mal kräftig trainiert und dieses Jahr einen ganz schönen Zirkus veranstaltet.

"Empfindlich darf man bei uns nicht sein. Auch die Sponsoren unserer Faschingsfeten werden durch den Kakao gezogen. Aber niemand nimmt das übel, alle können auch über sich selber lachen", freut sich Andreas Günther, der Chef des Faschingsclubs. Wie beliebt die Veranstaltungen sind, zeigt sich daran, dass sie ohne Werbung jedes Jahr ausverkauft sind. Und weil das närrische Volk noch lange nicht genug hatte, sind Ortmannsdorfer Narren auch anderswo beim Karneval gesichtet worden. So tanzte eine mit riesigen Blättern ausgestattete, auf dem heißen Pflaster von Neuschönburg unter tropischen Bedingungen herangewachsene, Bananenstaude am Samstag beim Fasching in Wernsdorf am Rande von Glauchau mit sieben verrückten Bananen und einem Affen.

Selbst in der Nacht zum Heiligabend, wo anderswo andächtige Stille herrscht, ging es in Ortmannsdorf lustig zu. Da wurde auf dem Grundstück von Michael Werner mit dem Lied "Ich wollt' ich wär' ein Huhn" eine verrückte Hühnerdisco eröffnet, die wochenlang der absolute Hingucker im Mülsengrund war.

Tiere spielen natürlich auf dem Dorf eine wichtige Rolle als Besuchermagnet. Um Leute nach Ortmannsdorf zu locken, fand vor Jahren stets im Herbst ein Almabtrieb mit prächtig geschmückten Kühen statt. Dabei störte es niemanden, dass es in Ortmannsdorf keine Alm gibt. Die Besucher säumten begeistert den Straßenrand. "Inzwischen will ich meinen Kühen aber die von Schlaglöchern übersäte Straße nicht mehr zumuten. Sie könnten sich die Hufe brechen", sagt Landwirt Dieter Unger, der das Spektakel immer veranstaltet hat. Lustig geht es bei ihm auf dem Hof im Herbst zur Kirmes trotzdem noch zu. Für Spaß sorgt jetzt ein Witze-Erzähler.

Kein Witz, aber witzig ist, dass Anfang des Jahres der Ortsteil Marienau plötzlich Heinrichsort hieß und an der Nachbargemeinde das Marienauer Ortsschild prangte. Ein Witzbold oder mehrere hatten die Schilder vertauscht. Doch: Die Ortmannsdorfer wissen immer genau, wo sie Zuhause sind. Da kann ein falsches Schild sie keinesfalls nicht täuschen. Sobald sie in ihren Autos, im Bus oder auf dem Drahtesel richtig durchgeschüttelt werden, spüren sie, dass sie die Neuschönburger Straße erreicht haben.

 

Zwei witzige Typen aus dem närrischen Dorf

Sport und Spaß gehören für den Präsidenten des SV 1861 Ortmannsdorf zusammen. Der "Uhießsche", wie Zugezogene hier genannt werden, fühlt sich im Dorf pudelwohl. Als Zirkusdirektor mit goldenem Zylinder ließ er beim diesjährigen Fasching nichts anbrennen. Er zog in den 90er-Jahren nach Neuschönburg. "Dort habe ich erfahren, dass es das Drei-Lügen-Dorf ist. Denn: Neu ist es nicht, schön ist es nicht, und eine Burg gibt es auch nicht", erzählt er einen alten Dorfwitz. (vim)

 

Bilder für Menschen mit Humor entstehen ebenfalls in Ortmannsdorf, genauer gesagt im Ortsteil Neuschönburg. Dafür sorgt seit vielen Jahren der Karikaturist Veit Schenderlein. Und als Mitglied im SV 1861 spielt er nicht nur Volleyball, sondern betätigt sich im Faschingsclub auch als Kulissenmaler. Beim Sport und beim Karneval findet er Inspiration für seine Karikaturen. Er hat ebenfalls einen alten Dorfwitz parat: "Wenn einer fragt: Aus welchem Grund bist Du hier? Sag ich: Aus dem Mülsengrund." (vim)